Phänomen „Harry Potter“: Warum die Faszination für den Zauberlehrling bis heute anhält - obwohl Autorin Joanne K. Rowling inzwischen in der Kritik steht.
Als 1997 der erste „Harry Potter“-Roman erschien, da konnte niemand ahnen, welch gigantischer Welterfolg sich daraus entwickeln würde. Joanne K. Rowling, damals arbeitslos, schuf eine magische Welt aus Charakteren und Geschichten, wie es sie kein zweites Mal gibt. Fast 500 Millionen Bücher wurden inzwischen verkauft. In 80 Sprachen hat man sie bereits übersetzt. Ein Erfolg, den sich Rowling, die am 31. Juli 55 wird, selbst nie hätte träumen lassen. „Wären mir im Leben andere Dinge gelungen, dann hätte ich vermutlich niemals diesen Weg eingeschlagen, der mich zu meiner Bestimmung geführt hat“, sagt Rowling. „Es kommt nicht darauf an, wer man bei der Geburt ist, sondern was aus einem wird, wenn man aufwächst“.
Rowlings Zauberlehrling ist inzwischen bekannter als jener von Goethe und vor allem: er ist Multimilliardär. In sieben Romanen hat Rowling die Geschichte des Nachwuchsmagiers mit der Struwwelfrisur verewigt. Alle Bücher sind auch - hochkarätig besetzt - verfilmt worden und machten aus Potter-Darsteller Daniel Radcliffe einen Weltstar. Insgesamt gibt es acht Filme (der letzte Band wurde in zwei Filme aufgeteilt), die mehr als 8 Milliarden Dollar eingespielt haben.
Vor der Veröffentlichung des ersten Bandes hatte Rowling alles andere als ein glückliches Leben: Ihre Mutter starb an Multipler Sklerose, ihre Ehe ging in die Brüche, sie wurde alleinerziehend und litt unter starken Depressionen. Da hat sie die Idee vom Zauberlehrling, der gegen den bösen Lord Voldemort antritt - und zwar während einer Zugfahrt von Manchester nach London.
Das erste Buch will allerdings niemand verlegen. Nur die 8-jährige Tochter des Kinderbuch-Abteilungsleiters bei Bloomsbury überredet ihren Vater, das Buch zu drucken. Es erscheinen gerade einmal 500 Exemplare - und die besitzen heute einen Sammlerwert von mehr als 45.000 Euro pro Buch. In den USA sichert sich Der Verlag Scholastic für 100.000 Dollar die Vertriebsrechte. Rowling wird über Nacht zur gefeierten Autorin und jeder neue Roman wird schon mit Spannung im Vorfeld erwartet. Das Potter-Universum ist geboren.
Joanne K. Rowling hat die Zügel nie aus der Hand gegeben und sich bei den Verfilmungen bis ins kleinste Detail Mitspracherechte zusichern lassen. Als der erste Film herauskam, war Harry Potter längst eine Maschine zum Gelddrucken geworden.
Auch nach dem Ende der Bücher 2007 hat Rowling ihren Schützling nicht aufgegeben. Zwar versuchte sie sich an einer Krimireihe um den Privatdetektiv Cormoran Strike, aber ihr Potter-Spin-Off „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ führte sie wieder zurück in die Welt von Potter.
Kürzlich erregte Rowling die Gemüter, als sie sich mit einem Tweet über die Formulierung „Menschen, die menstruieren“ lustig gemacht hatte. „Ich bin sicher, es gab mal ein Wort für solche Leute“, schrieb sie in Anspielung auf Frauen. Doch die Fans reagierten verschnupft. Daniel Radcliffe sah sich daraufhin veranlasst, sich bei Transgender-Frauen zu entschuldigen, die sich von dem Tweet möglicherweise angegriffen fühlten. Man hat Rowling auch Transfeindlichkeit vorgeworfen. Doch Rowling hatte sich postwendend verteidigt: Sie habe nun auf ihre eigene Vergangenheit verwiesen, um zu zeigen, dass sie „wie jeder andere Mensch auf diesem Planeten eine komplexe Vorgeschichte habe, die meine Ängste, meine Interessen und meine Meinung geformt hat“, so Rowling. Wegen ihrer eigenen Schwierigkeiten mit der Geschlechtsidentität als junge Frau habe sie viele Jahre über Transthemen nachgedacht und selbst mit der Identität einer Frau gehadert.
Einige Fanseiten haben sich aufgrund des Vorfalls von Rowling abgewandt; dem Erfolg von Harry Potter tat dies aber keinen Abbruch: Der allererste Potter-Band „Harry Potter und der Stein der Weisen“ von 1997 rangierte im Juni 2020 noch immer in den Top 10 der Jugendbuch-Bestsellerliste des Österreichischen Buchhandels.
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Bonustipp: Von 30.7 bis 4.8 gibt's all diese Filme ab € 1,99.