Der österreichische Film brachte im letzten Jahrhundert große Schauspielerinnen hervor, die eine ganze Generation geprägt haben. Einige haben es sogar bis nach Hollywood geschafft und Weltruhm erlangt. Eine Hommage an die österreichischen Filmdiven, die in den 50ern bis 80ern den Höhepunkt ihrer Karriere feierten.
Paula Wessely gilt als eine der großen Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. Das Talent für die Schauspielerei wurde ihr bereits in die Wiege gelegt. So wuchs sie als Tochter eines theaterbegeisterten Fleischermeisters im 15. Wiener Gemeindebezirk auf. Ihre Mutter war eine begabte Tänzerin und ihre Tante die gefeierte Burgschauspielerin Josefine Wessely.
Nach ihrer Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar war sie von 1922 bis 1936 an verschiedenen Theatern engagiert, bis sie 1934 von Willi Forst für den Film entdeckt wurde. Die ersten Probeaufnahmen liefen allerdings nicht besonders erfolgreich – sie entsprach nicht dem damaligen Ideal der Filmschönheit.
Willi Forst schrieb ihr schließlich die Rolle im Film Maskerade (1934) auf den Leib und verhalf ihr damit zu einer Karriere auf der Leinwand. Der Film war außergewöhnlich erfolgreich - sie verkörperte einen neuen Frauentyp und ihre Frisur mit dem eigenartigen Scheitel wurde Mode. Weitere Filme wie Episode (1935), Ernte (1936) und Spiegel des Lebens (1938) machten sie noch vor Ausbruch des Krieges zu einem Filmstar des gesamten deutschsprachigen Raums.
Paula Wessely blieb auch in der NS-Zeit eine der gefragtesten Schauspielerinnen. Ihre Mitwirkung am Propagandafilm Heimkehr (1941) nahmen ihr allerdings viele Menschen übel. Doch muss hier fairerweise erwähnt werden, dass Wessely und Attila Hörbiger, mit dem sie seit 1935 verheiratet war, vielen jüdischen Künstlern zur Flucht aus Österreich verhalfen.
Nach dem Krieg spielte sie wieder in zahlreichen Melodramen und volkstümlichen Komödien wie Der Engel mit der Posaune, Die Wirtin zur Goldenen Krone oder Die unvollkommene Ehe.
Bis zu ihrem 80. Lebensjahr war Paula Wessely in Film und Fernsehen präsent. Aus der Ehe mit Attila Hörbiger gingen Wesselys Töchter Elisabeth Orth, Christiane Hörbiger und Maresa Hörbiger hervor, die ebenfalls erfolgreiche Schauspielerinnen wurden. Ihren Lebensabend verbrachte Paula Wessely in Grinzing und starb im Alter von 93 Jahren an den Folgen einer schweren Bronchitis.
Susi Nicolettis Karriere begann bereits im Alter von 15 Jahren als Solotänzerin an der Münchner Opernbühne. Dort entdeckte sie auch ihre Leidenschaft für das Theater. Nach der Schauspielschule in München folgten mehrere Engagements an deutschen Bühnen, bevor sie 1940 nach Wien ans Burgtheater kam.
Der Film entdeckte sie, als sie am Nürnberger Theater neben Käthe Dorsch (Eine Frau ohne Bedeutung) auf der Bühne stand. Erstmals sah man Susi Nicoletti 1939 in dem kurzen Streifen Schwarz und Blond, es folgten Rollen in Mutterliebe, Das jüngste Gericht und Oh, diese Männer.
Nach dem Krieg spielte sie vor allem in leichten Unterhaltungs- Musik- oder Heimatfilmen an der Seite vieler legendärer, österreichischer Stars. Zu ihren größten Erfolgen zählten unter anderem Hallo Dienstmann (1952) mit Hans Moser und Paul Hörbiger, An der schönen blauen Donau (1955) und Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1957). Weitere sehr bekannte Filme sind Mein Freund Harvey mit Heinz Rühmann (1970), Sie nannten ihn Krambambuli (1972) und Auch Mimosen wollen blühen mit Curd Jürgens (1975).
Zu ihren letzten Filmen gehörten das Biopic Comedian Harmonists (1997) und der prämierte Kinofilm Am anderen Ende der Brücke (2002). Insgesamt wirkte sie im Laufe ihrer Karriere in rund 90 Kinoproduktionen mit.
Susi Nicoletti war in zweiter Ehe war mit dem Josefstadt- und Burgtheaterdirektor Ernst Haeusserman verheiratet und hatte zwei Kinder aus erster Ehe mit dem österreichischen Filmschaffenden Ludwig Ptack. Sie starb im Alter von 86 Jahren im Wiener AKH nach einer Herzoperation.
Die Wienerin Maria Schell war als „Seelchen“ bekannt geworden und ging als eine der populärsten Schauspielerinnen der fünfziger Jahre in die deutsche Filmgeschichte ein. Ihren Spitznamen erhielt sie wegen ihrer gefühlsbetonten Rollen, in denen sie oft sanfte, zerbrechliche Frauen verkörperte.
Nach ihren ersten Filmrollen in Der Engel mit der Posaune (1949), Es kommt ein Tag (1950) und Dr. Holl (1951) wurde sie mit ihrem langjährigen Filmpartner O.W. Fischer zum Traumpaar der 50er Jahre erkoren. Zu den bekanntesten Filmen dieser Zeit gehören Bis wir uns wiedersehen (1952), Der träumende Mund (1952) und Tagebuch einer Verliebten (1953).
Bald darauf folgen internationale Erfolge, die sie vom Etikett des Seelchens befreiten und als ernstzunehmende Charakterdarstellerin etablierten. Für ihre Rolle als Lazarettkrankenschwester in Die letzte Brücke (1953) wurde sie auf den Filmfestspielen von Cannes 1954 als beste Schauspielerin gekürt. Weltweit bekannt wurde sie jedoch mit ihrer Rolle in Richard Brooks Die Brüder Karamasow (1957). Die Rolle hatte sie Yul Brynner zu verdanken, der sich für ihre Besetzung als „Gruschenka“ einsetzte.
Danach drehte Schell weitere Hollywood-Produktionen wie den Western Der Galgenbaum mit Gary Cooper, sowie an der Seite von Glenn Ford den Western Cimarron (1960). In den 1960er Jahren trat Schell dann wieder vermehrt auf Theaterbühnen und im Fernsehen auf.
Seit Anfang der 1970er Jahre war sie dann wieder im amerikanischen Film zu sehen. 1976 spielte sie in Reise der Verdammten neben Faye Dunaway, und 1978 war sie in Superman an der Seite von Marlon Brando und Christopher Reeves zu sehen. Ihre letzte große internationale Filmrolle spielte sie 1996 in Samson und Delila.
Maria Schell war mit dem Regieassistenten Horst Hächler und in zweiter Ehe mit dem Regisseur Veit Relin verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hatte. Nach einem Selbstmordversuch zog sie sich in den letzten Jahren auf ihren Bauernhof in Kärnten zurück, wo sie 2005 auch starb. Über diese letzte Zeit hat ihr Bruder Maximilian Schell 2002 mit Meine Schwester Maria ein berührendes dokumentarisches Porträt gedreht.
Waltraut Haas begann ihre Karriere nach ihrer Ausbildung am Wiener Konservatorium im Linzer Landestheater. Sie war dort in klassischen als auch modernen Rollen in Sing- und Schauspielen zu sehen.
Ihr Filmdebüt gab sie 1947 mit Der Hofrat Geiger, wo sie an der Seite von Paul Hörbiger die Tochter Marianne spielte. Das Mariandl-Lied ist bis heute eines ihrer bekanntesten Lieder. Später verkörperte sie im Remake Mariandl (1961) und der Fortsetzung Mariandls Heimkehr (1962) die Mutter.
Haas war vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren populär, als sie in zahlreichen musikalischen Unterhaltungs- und Operettenfilmen mitspielte, darunter als Rössl Wirtin Im weißen Rössl (1960) mit Peter Alexander als Leopold. Dazu gibt es auch eine kleine Anekdote, an die sich Haas gerne erinnert:
Als sie sich beim Dreh der Wasserschiszene selbstbewusst auf Peter Alexanders Sessel setzte, versuchte sie der aufgeregte Garderobier wegzuscheuchen. Schließlich kam Peter Alexander und wollte sie ebenfalls vertreiben. Daraufhin reagierte sie mit einem frechen: „Was ich sitze auf Ihrem Stuhl? Ich bitte um Verzeihung“, stand abrupt auf und wischte den Sessel mit einem Taschentuch ab. Dieses kleine Scharmützel mit Alexander führte schließlich dazu, dass sie beide in Lachen ausbrachen und gute Freunde wurden.
Als die große Zeit der leichten Filmkomödien dem Ende zuging, kehrte sie wieder häufiger auf die Bühne zurück und spielte in zahlreichen Fernsehfilmen mit. Seit 1990 schreibt sie Märchenbücher.
Waltraut Haas war seit 1966 mit dem Schauspieler Erwin Strahl (1929–2011) verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn ist der Theaterregisseur und Schauspieler Marcus Strahl. Die Schauspielerin feierte im Juni ihren 94. Geburtstag und lebt bereits seit mehr als 50 Jahren in einem Haus in Hietzing, das sie gemeinsam mit ihrem Ehemann gebaut hatte.
Romy Schneider wurde in eine Schauspielerfamilie hineingeboren. Ihre Mutter Magda Schneider und Ihr Vater Wolf Albach-Retty feierten große Erfolge auf Bühne und Leinwand. Mit der Rolle der österreichischen Kaisern Elisabeth in der Sissi-Trilogie wurde sie selbst im Alter von 18 Jahren Mitte der 1950er-Jahre über Nacht berühmt. Für sie selbst war es jedoch ein Alptraum – sie wollte weit mehr erreichen und nicht auf die Rolle des „süßen Mädels“ festgelegt sein.
Einen vierten Sissi-Film lehnte sie ab, stattdessen zog sie im Alter von 20 Jahren mit dem damals noch unbekannten französischen Schauspieler Alain Delon nach Paris. Kennengelernt hatten sich die beiden bei den Dreharbeiten zu der Schnitzler-Verfilmung Christine (1958), in der sie ein tragisches Liebespaar gespielt hatten.
Die erste Zeit in Paris war allerdings nicht einfach für Romy Schneider. Während Alain Delon zum Weltstar avancierte, war sie arbeitslos. In Deutschland erhielt sie keine Rollenangebote mehr, da man ihren Umzug nach Paris als Verrat ansah. In Frankreich wiederum war sie noch nicht als Schauspielerin gefragt.
Der Umschwung kam, als sie Delon mit dem renommierten Regisseur Luchino Visconti bekanntmachte und ihr so den Weg für eine internationale Karriere ebnete. Bereits nach der ersten Visconti-Inszenierung Schade, dass sie eine Dirne ist (1962), in der sie an der Seite von Delon die Hauptrolle spielte, ging es mit ihrer Karriere steil bergauf.
Romy avancierte in den folgenden Jahren zur „Grande Dame“ des französischen Films und schaffte es bis nach Hollywood. Unter anderem arbeitete sie mit Orson Welles in Der Prozess (1962) und drehte den Spielfilm Der Kardinal (1963), der ihr eine Golden-Globe-Nominierung einbrachte. 1969 spielte sie schließlich wieder an der Seite von Alain Delon und hatte mit Der Swimmingpool einen großen Kinoerfolg.
Mit ihrem Lieblingsregisseur Claude Sautet drehte sie im Laufe ihrer Karriere insgesamt fünf Filme, darunter Die Dinge des Lebens (1969) und Das Mädchen und der Kommissar (1970). Für die Filme Nachtblende (1975) und Eine einfache Geschichte (1978) erhielt sie zweimal den französischen Filmpreis César. Ihr letzter Film Die Spaziergängerin von Sans-Souci erschien 2005, nur wenige Wochen vor ihrem tragischen Tod. 2008 wurde ihr beim César posthum der Ehrenpreis verliehen.
So groß Romy Schneiders Ruhm als Schauspielerin auch war, so tragisch waren ihre privaten Schicksalsschläge. Fünf Jahre waren Romy und Alain das französische Traumpaar, bevor sie aus der Presse erfuhr, dass Delon eine andere Frau hatte. Die Trennung setzte ihr so sehr zu, dass sie versuchte, sich umzubringen. Die gescheiterte Beziehung war vermutlich auch der Auslöser ihrer jahrelangen Tabletten- und Alkoholsucht, mit der sie bis zu ihrem Tod zu kämpfen hatte.
Ihre Ehe mit Regisseur und Schauspieler Harry Meyen zerbrach ebenso wie die mit ihrem Privatsekretär Daniel Biasini. Der schwerste Schicksalsschlag war jedoch der Unfalltod ihres damals 14-jährigen Sohns David im Jahr 1981. Diesen Verlust konnte sie wohl nicht mehr verkraften. Romy Schneider starb 1982 mit nur 44 Jahren an Herzversagen oder wie Alain Delon sagte „an gebrochenem Herzen“.
Die gebürtige Wienerin schaffte es bis nach Hollywood und hat mehr als ein halbes Jahrhundert deutsche Film- und Fernsehgeschichte geprägt. Bereits mit vier Jahren stand sie an der Seite ihres Vaters auf der Bühne und sang Wiener Lieder. Mit fünf begann sie ihren Ballettunterricht und mit neun spielt sie ihre ersten Komparsenrolle in der Erich-Kästner-Verfilmung Das doppelte Lottchen.
Mit 16 verließ Senta Berger schließlich die Schule, um 1957 am Max-Reinhardt-Seminar in Wien Schauspielunterricht zu nehmen. Gleichzeitig spielte sie in Willi Forsts Filmkomödie Die unentschuldigte Stunde (1957) eine Gymnasialschülerin.
Im darauffolgenden Jahr flog sie dann von der Schule, nachdem sie in dem Film The Journey mit Yul Brynner eine Rolle angenommen hatte - ohne den Direktor um Erlaubnis zu fragen. Der Verlust dürfte für Berger verkraftbar gewesen sein, denn noch im gleichen wurde sie mit 17 Jahren das jüngste Mitglied am „Theater in der Josefstadt“.
Neben ihrem Engagement am Theater forcierte sie ihre Filmkarriere und spielte unter anderem in bekannten Filmen wie Der brave Soldat Schweijk und Das Testament des Dr. Mabuse. Ihre Rollen in den US-Filmen Geheime Wege (1961) und Die Sieger (1963) ebneten ihr schließlich den Weg nach Hollywood.
Senta Berger stieg rasch zum Weltstar auf, prangte auf dem Cover von LIFE und drehte mit Weltstars wie Charlton Heston, Frank Sinatra, Dean Martin, Kirk Douglas, John Wayne und Yul Brynner. Sie spielt in Sierra Chariba (1965) unter der Regie von Sam Peckinpah oder in Mohn ist auch eine Blume (1966) von Bond-Regisseur Terence Young.
1967 war Berger an der Seite von Alain Delon in dem deutsch-italienisch-französischen Thriller Mit teuflischen Grüßen zu sehen. Ende der 60er-Jahre kehrte sie nach Europa zurück und war in den 70ern vor allem in italienischen Produktionen unterschiedlicher Genres zu sehen. Seit den 90er-Jahren spielt sie vorzugsweise in Serien und TV-Filmen.
Privat ist Senta Berger seit 1966 mit dem Filmregisseur Michael Verhoeven verheiratet und lebt seit vielen Jahren in der Nähe von München. Das Paar hat zwei Söhne, die ebenfalls als Filmschaffende tätig sind.