Autor: Matthias Greuling
William Shatner ist rüstige 90, sein erster Offizier Leonard Nimoy hätte dieser Tage das Jubiläum geteilt. Die zwei Schauspieler haben als Weltraumreisende an Bord der Enterprise Film- und Fernsehgeschichte geschrieben.
Beinahe hätten Captain Kirk und sein erster Offizier Mr. Spock doch tatsächlich am selben Tag Geburtstag gehabt: William Shatner, geboren am 22. März 1931, und Leonard Nimoy, geboren am 26. März 1931 (und gestorben 2015), liegen nur vier Tage auseinander. Dass beide in den 60er Jahren zu den Superstars des Mediums Fernsehen aufsteigen würden, war ihnen da natürlich noch nicht bewusst.
Das erste Mal standen die beiden gemeinsam für eine Episode von „The Man From U.N.C.L.E.“ vor der Kamera, das war 1964. Kurz darauf drehte Gene Roddenberry die erste Pilotfolge für „Raumschiff Enterprise“, doch die Muster waren ein Desaster. Man gab Roddenberry, dem Erfinder des „Star Trek“-Universums, allerdings eine zweite Chance: Bedingung war, dass er die komplette Serie neu besetzte. Nur Nimoy blieb im Team. Mit Shatner als Captain Kirk und den zahlreichen anderen Neubesetzungen konnte die Serie jedoch schnell Kultstatus erringen – allerdings auch erst so richtig, nachdem sie 1969 nach nur drei Seasons eingestellt worden war.
Obwohl Shatner der Captain war, bekam Nimoy als Spock viel mehr Fanpost, was Shatner doch nachdenklich stimmte. „Damit konnte ich lange Zeit überhaupt nicht umgehen“, beschreibt er sein gekränktes Ego.
Shatner und Nimoy, zwei Buddies, die gegensätzlicher nicht sein konnten, zumindest vor der Kamera. Als James T. Kirk verkörperte Shatner den immer auch auf Basis von Emotionen agierenden Captain eines Raumschiffs, ein oftmals menschelnder Aspekt seiner Figur war ganz bewusst im Kontrast zu seinem ersten Offizier platziert worden: Denn Spock, der Vulkanier, kannte Gefühlsregungen nicht, sie waren ihm völlig fremd, und er entschied nur auf Basis von Fakten und Vernunft. Das konnte anders gelagerte Crewmitglieder auch schon mal auf die Palme bringen.
Privat wurden die beiden Jubilare schnell gute Freunde, zusammen hat man sogar bei den „Star Trek“-Produzenten gegenseitig die Verträge ausgehandelt, um das jeweils Beste herauszuholen. Auch ein Schicksalsschlag schweißte Shatner und Nimoy zusammen: Als Shatners Ehefrau Nerine Kidd 1999 im hauseigenen Swimmingpool ertrunken ist, war Nimoy für Shatner der rettende Trost in dessen Trauer.
Mit Freundschaften ist es in einer Branche wie dem Showgeschäft jedoch meistens nicht weit her. „Dort hast du an jedem Filmset unendlich viele Freunde“, schrieb Shatner einmal. „Und nach Drehschluss verlieren sich alle aus den Augen“. Nicht so im Fall von Nimoy. „Vor Leonard wusste ich nicht einmal, was wahre Freundschaft ist“, so Shatner.
Zusammen haben Shatner und Nimoy das wohl legendärste Weltraum-Duo der Filmgeschichte geschaffen – nach der Serie folgten insgesamt sechs gemeinsame „Star Trek“-Kinofilme, die bis 1991 entstanden. Während Nimoy als Spock nochmals im „Star Trek“-Reboot von 2009 vorkam, und auch in „Star Trek: Into Darkness“ (2013), hielt sich „Kirk“ lieber zurück.
Dafür drehte er die Dokumentation ‚The Captains‘ in der er nicht nur auf Conventions sein Unwesen treibt, sondern vor allem tiefgehende Gespräche mit allen Star Trek Captains und deren Erfahrungen bei den Dreharbeiten und die Auswirkungen des Phänomens Star Trek auf deren Leben führt.
Die Zeit als Captain ist für ihn schon lange vorbei, stattdessen betätigte er sich auch als Sänger, Regisseur und Autor. Und ist in den USA einer der begehrtesten Gäste in Talkshows. Wenn „Willie Shat“ irgendwo auftritt, dann sind die Einschaltquoten verlässlich top. Ein rüstiger 90er, dem man noch viele Jahre wünscht. Wie Kollege Spock schon immer sagte: „Live long and prosper“.